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Nächtliches Einnässen

Nächtliches Einnässen ist für Kinder oft belastend – und für Eltern ein sensibles Thema. Warum Gelassenheit hilft und welche einfachen Maßnahmen unterstützen können, lesen Sie hier.

Nächtliches Einnässen: Was Eltern wissen sollten

Viele Eltern machen sich Sorgen, wenn ihr Kind nachts noch nicht trocken ist. Doch vor dem Alter von 6 oder 7 Jahren ist Bettnässen kein Grund zur Beunruhigung – vor allem dann nicht, wenn sich das Kind insgesamt positiv entwickelt.

Wann spricht man überhaupt von Bettnässen?

Medizinisch betrachtet liegt Bettnässen (Enuresis nocturna) dann vor, wenn ein Kind nach dem 5. Geburtstag regelmäßig nachts einnässt. Das ist gar nicht so selten: Etwa 10 % aller Kinder nässen auch nach dem 7. Lebensjahr gelegentlich oder regelmäßig ein.

Was sind die Ursachen?

Entgegen dem weit verbreiteten Mythos ist nicht ein „zu tiefer Schlaf“ die Hauptursache. Vielmehr geht es um eine verzögerte Reifung bestimmter Funktionen:

  • Die Fähigkeit, im richtigen Moment aufzuwachen, ist noch nicht ausreichend entwickelt.
  • Gleichzeitig kann es zu einer übermäßigen Urinproduktion in der Nacht kommen, während die Blase noch nicht genug Fassungsvermögen hat – sei es wegen ihrer Größe oder wegen nervöser Reaktionen.

Auch die Gene spielen eine Rolle

Bettnässen ist häufig familiär bedingt:

  • Wenn beide Eltern als Kind eingenässt haben, liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa 75 %, dass auch das Kind betroffen ist.
  • Selbst wenn nur ein Elternteil betroffen war, beträgt die Wahrscheinlichkeit immerhin rund 45 %.

Das zu wissen kann helfen, mit mehr Gelassenheit und Verständnis zu reagieren – und dem Kind zu vermitteln: „Du bist nicht allein damit.“

Keine psychologische Störung

Wenn ein Kind noch nie über längere Zeit trocken war, spricht man von einer primären Enurese. Diese hat in der Regel keine psychische Ursache wie z. B. ein Trauma. Dennoch kann das Einnässen das Selbstvertrauen des Kindes beeinträchtigen – und sollte deshalb behutsam und unterstützend begleitet werden.

Vertrauen statt Druck

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft wollen viele alles „im Griff“ haben – auch das Sauberwerden. Doch Kinder entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo. Statt Druck aufzubauen (etwa mit Blick auf den Kindergarten- Start), ist es hilfreicher, dem Kind Vertrauen zu schenken: Es wird es mit der Zeit schaffen. So reift es emotional und neurologisch.

Was Eltern konkret tun können

  • Ermutigung statt Dramatik: Mit einem Kalender – z.B. mit Stickern bei trockenen Nächten kann das Kind motiviert werden.
  • Trinkverhalten optimieren: Kinder sollten über den ganzen Tag verteilt trinken, nicht erst nach dem Kindergarten oder abends. Bestimmte Getränke wie Limonaden, Eistee oder viel Schokolade können die Blase zusätzlich reizen. Auch wasserreiche Speisen (Suppen, Obst, Gemüse) oder sehr süße bzw. salzige Lebensmittel können die Urinproduktion anregen.
  • Wenn es schwer fällt: Sollte das Kind sehr belastet sein oder es trotz aller Unterstützung keine Besserung geben, empfiehlt sich eine Beratung durch den Kinderarzt, Urologen oder auch Psychologen.