Kaleido Ostbelgien


Was haben Atmen, Saugen, Schlucken und Kauen mit Sprechen zu tun?

Von Geburt an stellen die Grundfunktionen des Mundes die Basis für die feinmotorischen Bewegungen der Sprechwerkzeuge dar und nehmen somit Einfluss auf die Sprechentwicklung.

Orales Erkunden

Für die Sprechentwicklung ist es besonders wichtig, dass das Kind seinen Mund kennenlernt und erforschen darf. Kleinkinder führen automatisch Dinge in den Mund um sie zu erkunden. Dadurch spüren sie die Form, Beschaffenheit, Größe,… der Gegenstände und machen sich mit ihnen vertraut.

Orales Erkunden trainiert Bewegungs- und Koordinationsabläufe der Organe, die das Kind zum Sprechen braucht. Geben Sie daher dem Kind die Möglichkeit, diese orale Phase zu durchleben. Die ungestörte Entwicklung der Grundfunktionen Atmen, Saugen, Schlucken und Kauen spielt eine grundlegende Rolle bei der Sprechentwicklung.

Atmen und Saugen

Im Ruhezustand sollte das Kind bei komplettem Mundschluss durch die Nase atmen. Eine häufige Fehlfunktion ist die Mundatmung, bei der die Zunge, statt am Gaumen, am Mundboden liegt. Dies wirkt sich negativ auf zahlreiche Bereiche aus, die in engem Zusammenhang zur Sprechentwicklung stehen. Es entstehen z.B. fehlerhafte Schluckmuster, Artikulationsprobleme oder Zahnfehlstellungen. Sprechen geschieht über die Ausatmung der Luft durch den Mund und ist ein Zusammenspiel aus angepasster Atemführung, Schwingungen im Kehlkopf und der Artikulation.  

Saugen hat drei wichtige Funktionen: Ernährung, psychoemotionale Zufriedenheit und die Entwicklung der Mund- und Gesichtsmuskulatur. Hier werden bereits direkt nach der Geburt durch die erste Nahrungsaufnahme über das Saugen an der Brust oder der Flasche auch die Sprechwerkzeuge stimuliert. Die Form und Eigenschaften der Brustwarze bieten hierbei in der Regel die perfekten Bedingungen, um das Zusammenspiel der Kiefer, Zunge, Lippen, Wangen und des Gaumensegels zu trainieren. Trinkt das Kind an der Flasche, so sollte auf einen angepassten Sauger geachtet werden. Ungünstige Gewohnheiten wie z.B. Schnuller- oder Fingerlutschen können zu Auffälligkeiten im Mund- und Gesichtsbereich führen.  

Kauen und Schlucken

Durch das Anbieten altersentsprechender Nahrung mit angemessener Konsistenz entwickelt sich das Kauen. Das Kaumuster vervollständigt sich bis zum Abschluss des Milchgebisses und besteht dann aus fließenden und gut koordinierten diagonalen, vertikalen und rotatorischen Kiefer- und Zungenbewegungen. Nicht altersentsprechende, flüssige oder breiige Nahrung lässt das Beißen und Kauen „verkümmern“ und führt zur oralen Inaktivität.

Bei der Schluckbewegung bewegt sich die Zunge von vorne nach hinten entlang des Gaumens. Hierbei werden genau die Stellen stimuliert, die die Zunge auch bei der Artikulation einnimmt. Daher steht ein korrektes Schluckmuster in direktem Zusammenhang mit der Bildung der Laute.

Wenn Sie sich Sorgen um die Entwicklung dieser Grundfunktionen und die damit verbundenen mundmotorischen Fähigkeiten Ihres Kindes machen, so sprechen Sie dies bei Ihrem Kinderarzt, Ihrer Kinderärztin, einem Facharzt oder einer Fachärztin an.  

Literaturangaben

Schuster P (2017): Funktionales Mundprogramm (FMP), Dortmund, Verlag modernes Lernen